25 Jahre Kultur- und Kreativseminar für Erwerbslose
1997, als das erste Kulturseminar stattfand, waren mehr als vier Millionen Menschen arbeitslos gemeldet. Diese erschreckend hohe Zahl und die schlechten Zukunftsprognosen - man sprach vom Ende der Vollbeschäftigung und einer Zukunft ohne Arbeit - stellten Erwerbsloseninitiativen vor neue Fragen. Müssen (Erwerbslosen-) Initiativen angesichts dieser Realität ihren Ansatz, durch Beratung und Unterstützung Erwerbslose zurück in Arbeitsmarkt zu vermitteln, nicht um Angebote in Richtung Überlebensstrategien jenseits von Erwerbsarbeit erweitern? Was kann Kulturarbeit in diesem Zusammenhang leisten? Ist es möglich über eine „Armutskultur“ neue Anhaltspunkte und Strukturen im Alltagsleben zu schaffen? Und was ist daran politisch? Das waren die Fragen des ersten Kulturseminars.
Seit dem haben wir einmal im Jahr das Thema Armut und Erwerbslosigkeit bearbeitet. Entstanden sind zum Beispiel ein Arbeitslosenspiel, eine lebensgroße Skulptur namens „Ernst“, ein Rezeptbuch gegen Ohnmacht, ein Haus der Solidarität, ein Film im Reportage-Stil, selbst geschriebene Schattentheaterstücke oder ein 8 x 2 Meter großes Würde-Banner. Im diesjährigen, fünfundzwanzigsten Kulturseminar nahmen wir uns Zeit, zurückschauen und zu fragen:
• Was bedeutet uns das jährliche Seminar?
• Warum ist ein solches 3-4 Tage Seminar wichtig?
• Verbessert es die Situation der Erwerbslosen?
• Was bringt es den Initiativen vor Ort?
Zu diesen und ähnlichen Fragen interviewten sich die 16 Teilnehmenden gegenseitig und gestalten Texte und Collagen, die in einem Zukunftskoffer gepackt wurden, der am letzten Seminartag präsentiert wurde. Ab November 2021 soll er an verschiedenen Orten in Hessen ausgestellt werden. Ein Podcast dazu gibt es bereits zu hören, bei dem Teilnehmende berichten, was ihnen das Seminar bedeutet.
Das Seminar wurde veranstaltet vom Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau in Kooperation mit der Evangelischen Kirche Kurhessen-Waldeck, Referat Wirtschaft, Arbeit, Soziales und der Katholischen Betriebsseelsorge im Bistum Mainz, Regionalstelle Darmstadt und von Holger Wilmesmeier und Martina Bodenmüller angeleitet.
Nähere Informationen im Flyer zum Download und auf der Seite der EKKW.