Skulpturenbau zum Thema "Leben mit wenig Geld"
30 Erwerbslose kamen beim Kulturseminar "Armut eine Stimme geben" in Bad Hersfeld zusammen, recherierten und diskutierten über das Leben mit wenig Geld, tauschten Bewältigungsstrategien aus und stellten Forderungen auf. Am Ende des Seminars war "Ernst" erschaffen – eine ca. 2 m große interaktive Figur, die verschiedene Facetten des Themas Armut und Erwerbslosigkeit in den Fokus nimmt.
Hintergrund des Seminars war die in Deutschland stetig wachsende Armut. Trotz steigenden Unternehmensgewinnen und vermeintlich sinkender Arbeitslosenzahlen nimmt die Zahl der Menschen, die mit Hartz IV auskommen müssen, kontinuierlich zu. Für viele heißt das im Klartext: Lernen, mit sehr wenig Geld über die Runden zu kommen, die Familie zu ernähren und die eigene Grundbedürfnisse zurückzustellen. Soziale Teilhabe wird immer weniger möglich, Isolation, Ausgrenzung und gesundheitliche Probleme sind oftmals die Folgen.
Im Seminar recherchierten Erwerbslose in Arbeitsgruppen zu Umfang und Ausmaß der Armut in Deutschland, berichteten über die Auswirkungen finanzieller Mangelsituationen auf Gesundheit und soziale Teilhabe, tauschten Bewältigungsstrategien aus und sprachen über Wünsche und Ziele. All diese Ergebnissen flossen in den Bau der Figur ein.
Dabei erstellte eine Bau-Gruppe das Gerüst, während andere sich um die Darstellung der Inhalte kümmerten: Da wurden Sorgenpäckchen gestaltet, die Ernst auf dem Rücken trägt. Bewältigungsstrategien, abgewandelte Märchen und thematisch passende Gedichte von Brecht wurden aufgenommen und als mp3-Datei in einer Schublade versteckt. Ein Arm wurde so konstruiert, dass er ausziehbar ist und über prekäre Arbeitsverhältnisse informiert. In einer erlebniszentrierten Einheit entstanden kleine Gestaltungen zum Thema "Hoffnung", die als Schirm über den Kopf der Figur schweben. Und vieles mehr.
Innerhalb von vier Tagen wurde Ernst erbaut und am letzten Seminartag vor Presse und Öffentlichkeit präsentiert. Aber dabei blieb es nicht. Mit Ernst waren Aktive aus Erwerbsloseninitiativen auch nach dem Seminar noch unterwegs, um ihn an verschiedenen Orten in Hessen zu präsentieren und mit seiner Hilfe ihre Anliegen an die Öffentlichkeit zu bringen.
Das Seminar wurde veranstaltet vom Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau in Kooperation mit der Evangelischen Kirche Kurhessen-Waldeck, Referat Wirtschaft, Arbeit, Soziales und der Katholischen Betriebsseelsorge im Bistum Mainz, Regionalstelle Darmstadt und von Holger Wilmesmeier und Martina Bodenmüller angeleitet.