Kommunikation und Kreativität mit Computer und Internet
Auch am Computer können Kreativität und Experimentierfreude eingesetzt werden. Denn gerade spielerischer, kreativer Einstieg erleichtert zum Beispiel für Unerfahrene oder Menschen mit Ängsten den Zugang zu Computer und Internet. Im Rahmen von Computerprojekten geht es mir neben der Vermittlung von PC-Kenntnissen um die Eröffnung neuer Möglichkeiten für die Teilnehmer*innen, Kreativität und spielerischen Umgang. Aber es geht auch um soziale Teilhabe. Erwerbslose und Menschen mit wenig Geld haben zwar inzwischen oftmals Zugang zu PC und Internet, aber nicht die Ressourcen für teure Kurse oder Software. Mit einfachen und kostenfreien Möglichkeiten (Open Source) können hier Ressourcen erschlossen werden. Es geht mir aber auch um Schutz der Privatsphäre und verantwortungsvollen Umgang mit Informationen und Daten. Dabei kommen sowohl Chancen und Potentiale als auch Gefahren und Risiken von Computer und Internet zur Sprache.
2010 und 2011 habe biete ich in Zusammenarbeit mit Gerd Wilhelm (it_werk.wilhelm), dem Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und der Arbeitsloseninitiative Gießen e. V. eine Workshop-Reihe für Erwerbslose zum Thema Sicherheit und Datenschutz angeboten. Die 2010 durchgeführten Seminare wurden vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie beim Wettbewerb "Wege ins Netz 2011" mit dem dritten Preis ausgezeichnet (Wettbewerbsbroschüre des BMWi 2011). Wir freuen uns sehr über diese Anerkennung. Betrugs-Emails, Virenschutz, sicheres Surfen, Datenschutz und Verschlüsselung sind nur einige der vielen Themen, die an diesen Tagen bearbeitet wurden. Für Erwerbslose, die in der Regel nur wenig Geld zur Verfügung haben, gibt es kaum kostenlose oder kostengünstige Kurse. Dabei sind sicheres Surfen und Schutz vor Betrug und „Abzocke“ für sie ein wichtiges Thema. Denn wer mit Hartz IV auskommen muss, kann sich kaum einen teuren Fachmann leisten oder durch unbeabsichtigte Bestellungen entstandene Schulden bezahlen.
Einen viertägigen Anfänger*innen-Workshop "Kommunikation im Computerzeitalter" habe ich zusammen mit Gerd Wilhelm (it_werk.wilhelm) erstmals 2003 in Zusammenarbeit mit dem Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und der Evangelischen Kirche Kurhessen-Waldeck, Referat Wirtschaft, Arbeit, Soziales angeboten. In dem ebenfalls für Erwerbslose angebotenen Seminar ging es um eine Einführung ins Internet, aber auch um die kritische Betrachtung der Auswirkungen von Computer, elektronischer Datenverarbeitung, Arbeitsplatzverlust und Veränderung der Kommunikation durch neue Medien. Dieser Workshop war so erfolgreich, dass wir ihn zwischen 2003 und 2009 jährlich unter einer ähnlichen Themenstellung angeboten haben, zuletzt im November 2009 unter dem Titel "Fit fürs Internet" in der Evangelischen Jugendburg Hohensolms.
Jede Menge Kreativität kam zum Einsatz beim Workshop für Fortgeschrittene am PC, den ich zum Thema Bildbearbeitung unter dem Titel "DenkMal virtuell" in der Wetzlarer Arbeitsloseninitiative e. V. WALI im Herbst 2004 für Erwerbslose angeboten habe. Dieser Workshop war Teil eines umfassenden Kulturprojekts, das sich mit dem Bettler Tile Kolup beschäftigte, der sich in Wetzlar im Jahr 1285 als Kaiser Friedrich der II. ausgab, aber bald darauf enttarnt und als Ketzer verbrannt wurde. Im Rahmen dieses Projektes entwarfen und bauten Erwerbslose einen Flammenthron als Denkmal für den Bettler, der seit nun 2005 auf dem Wetzlarer Spilburg-Gelände steht. Im Computerworkshop ging es nun darum, die Denkmal-Idee mit Hilfe der neuen Medien kreativ umzusetzen. Die Teilnehmer*innen beschäftigten sich dabi mit der computertechnischen Umsetzung der ganz praktischen Frage: Wie könnte der entstandene Flammenthron auf dem einen oder anderen Wetzlarer Platz wirken? Unterschiedliche Settings wurden dabei mit Hilfe des kostenlosen digitalen Bildbearbeitungsprogramms GIMP ausprobiert - und noch mehr. Denn am Computer konnten jenseits der Grenzen der tatsächlichen Umsetzbarkeit Ideen "verwirklicht" werden. Die zusammen mit den Teilnehmenden entstandene "virtuelle Galerie" kann auf der Seite der WALI Wetzlar e. V. betrachtet werden.
Kreative Bildbearbeitung wird außerdem in vielen Workshops und Seminaren angewendet, wenn es darum geht, Fotos und Bilder für das Internet aufzuarbeiten, Kataloge zu erstellen, Collagen zu fertigen oder Hörspiele und Filme zusammenzustellen, wie zum Beispiel beim Postkartenprojekt "Licht- und Schattenseiten von Arbeit", beim Plakate und Collagen erstellen im Kulturseminar "Anders leben - anders arbeiten" oder beim Kunstprojekt "Farbe bekennen". Teilnehmer*innen brachten dabei ihre Kompetenzen ein und konnten Neues dazu lernen. Die Arbeit mit dem PC kann auf diese Weise die kreative "Handarbeit" wunderbar ergänzen und unterstützen.