Straßenaktion und kreative Auseinandersetzung mit Armut und Reichtum beim Kulturseminar 2013
Die Schere zwischen arm und reich wird in Deutschland immer größer. Während die Reallöhne der unteren Einkommensgruppen in den letzten Jahren gesunken sind, steigen die der oberen Einkommensgruppen. Die 10% reichsten besitzen 66% des Privatvermögens, die 10% ärmsten besitzen nichts bzw. haben Schulden (vgl. http://umfairteilen.de) Aber Geld ist nicht nur Geld - diese ungleiche Verteilung wirkt sich auf das ganze Leben aus, insbesondere auf Bereiche wie Bildung, Gesundheit und Wohnen.
Vom 12. bis 15. August 2013 haben sich 20 Teilnehmer*innen und Teilnehmer mit dieser Thematik auseinandergesetzt und eine kreative Umsetzung gewagt. Die Auseinandersetzung fand im Rahmen eines Kulturseminars in Heppenheim statt , das vom Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau in Kooperation mit der Evangelischen Kirche Kurhessen-Waldeck, Referat Wirtschaft, Arbeit, Soziales und der Katholischen Betriebsseelsorge im Bistum Mainz, Regionalstelle Darmstadt veranstaltet und von Martina Bodenmüller und Holger Wilmesmeier angeleitet wurde. Die Veranstalter ermöglichten damit Menschen mit wenig Geld, ihre Sichtweise zu diskutieren und nach draußen zu bringen.
In dreitägiger Arbeit erarbeiteten die Teilnehmenden Installationen, Plastiken und lebendige Schaubilder, die die Thematik verdeutlichen. Zunächst wurden Zahlen und Fakten diskutiert und persönliche Erfahrungen eingebracht und ausgetauscht. Ein Vortrag von Dr. Alexander Dietz, Referent für Armutspolitik der Diakonie in Hessen und Nassau, beleuchtete anhand aktueller Statistiken das soziale Ungleichgewicht in Deutschland. Im Laufe der Arbeit entstanden viele Gespräche und fruchtbare Diskussionen, aber auch konkrete Objekte: ein Hochhaus, das mit vielen kleinen Fenstern beengte Wohnverhältnisse zeigt, gegenüber einem schicken Penthouse, das von einer reichen Person allein bewohnt wird. Köpfe, die die gesundheitliche Versorgung verdeutlichen: mit oder ohne vollständiges Gebiss, mit schicker Brille oder notdürftig zusammengeflickter Sehhilfe.
Am letzten Seminartag wurden die Ergebnisse in der Heppenheimer Fußgängerzone präsentiert. Hier konnten sich Passanten die Schaubilder und Statistiken erklären lassen und mit den Teilnehmern und Teilnehmerinnen ins Gespräch kommen. Oder gar selbst aktiv werden: eine Wäscheleine mit Luftballons lud zum umFAIRteilen ein: so wagten es mache, von den 81 Luftballons, die das Privatvermögen der 20% reichsten Menschen symbolisierten, ein paar Ballons in den Bereich derer umzuhängen, die nichts haben. Weitere Teilnehmerinnen und Teilnehmer spazierten als "wandelnde Säulen" durch die Fußgängerzone und erregten damit Aufmerksamkeit. Eine Rückschau mit Bildern und Seminarergebnissen finden Sie in Presseberichten der Gießener Zeitung, im Darmstädter Echo, in der Seminardokumentation und im Hörbeitrag von Dr. Anna Schneider.