Resilienz

Psychische Widerstandskraft entwickeln und stärken

Tafel aus Wandmemory mit ALI GießenWarum bewältigen manche Menschen eine Reihe von Krisen und kritischen Lebensereignissen - und andere zerbrechen daran, entwickeln psychische Erkrankungen oder verzweifeln? Als Streetworkerin habe ich immer wieder gestaunt, mit wie viel Lebensenergie manche Jugendliche, die auf der Straße lebten, die widrigsten Lebensumstände mit Mut und Lebenswillen bewältigten. In der Arbeit mit Erwerbslosen habe ich oft bewundert, wie Menschen, die auf vielfältige schlimme Krisen zurückblickten, die Kraft aufbrachten, ihr Leben in den Griff zu bekommen und auch noch anderen zu helfen. Dem zu Grund liegt "Resilienz".

Der Begriff Resilienz kommt ursprünglich aus der Physik und bezeichnet die Fähigkeit eines Werkstoffes, sich verformen zu lassen und dennoch in die ursprüngliche Form zurückzufinden. In der Psychologie versteht man unter Resilienz die Fähigkeit, Krisen durch Rückgriff auf persönliche und sozial vermittelte Ressourcen zu meistern und als Anlass für Entwicklungen zu nutzen. Resilienz ist somit psychische Widerstandsfähigkeit. Der Begriff wurde er in den 1950er Jahren vom Psychologen Jack Block in die Psychologie eingeführt. Bekannt wurde er durch die Forschungen von Emmy Werner und Ruth Smith, die Kinder, die unter schwierigen Lebensbedingungen aufwuchsen, in einer Längsschnittuntersuchung beobachten.

Dass diese Resilienz nicht angeboren ist, sondern im sozialen Kontext erworben wird, zeigen inzwischen eine Vielzahl von Studien (vgl. zusammenfassend dazu z. B. Gabriel 2005Amann 2011). Faktoren, die zur Ausbildung von Resilienz in der Kindheit führen, sind beispielsweise

  • eine enge emotionale Beziehung zu mindestens einer Bezugsperson, die Sicherheit vermittelt und zuverlässig ist,
  • das Gefühl, geachtet und akzeptiert zu werden, so dass sich ein gesundes Selbstwertgefühl entwickeln kann,
  • Anleitung und Unterstützung durch Eltern oder andere Bezugspersonen
  • Vorbilder, die zeigen, wie Probleme und Konflikte konstruktiv angegangen und gelöst werden können
  • positive Erfahrungen mit Menschen und der Lösung von Konflikten und Krisen

Tafel aus Wandmemory mit ALI GießenDie Bedingungen des Aufwachsens vermitteln Menschen somit unterschiedlich große Ressourcen an Resilienz. Aber wenn Resilienz erworben wird, heißt es auch, dass sie im Laufe des Lebens gestärkt und weiterentwickelt werden kann. Kinder können im Rahmen von Jugendarbeit und Schule in ihrer Resilienz gestärkt werden, in dem unterstützende, wertschätzende Angebote gemacht werden, innerhalb derer sie ihr Selbstbewusstsein stärken können. Beziehungen zu Vertrauen vermittelnden Bezugspersonen im Rahmen von Schule oder sozialer Arbeit können Kinder unterstützen, Konflikte konstruktiv zu bewältigen. Um sich ein Netz aus wertvollen Beziehungen knüpfen zu können, ist soziale Teilhabe notwendig. Sie ist für Familien mit wenig Geld immer noch viel zu wenig gegeben.

Aber auch im späteren Leben können vorhandene Resilienzpotentiale gestärkt und gefördert werden. Das Leben verläuft selten geradlinig - wem es gelingt, Krisen, Niederlagen und Probleme als Bestandteil des Lebens und als bewältigbar wahrzunehmen, der kann sie auch leichter überwinden. Tafel aus Wandmemory mit ALI GießenAuch Erwachsenen helfen hier Angebote, die Selbstwirksamkeit vermitteln und Selbstbewusstsein stärken. Gerade in Krisen wie Jobverlust, Sucht oder Wohnungslosigkeit fehlt es Menschen oft an Selbstvertrauen, um das eigene Leben wieder in die Hand zu nehmen. Kreative Sozialtherapie und die Methode des Empowerment sind Ansätze, mit denen Menschen Selbstvertrauen Tafel aus Wandmemory mit ALI Gießenzurückgewinnen können, Netzwerke knüpfen und somit ihre Resilienz stärken können.

Soziale Kontakte, Freundschaften und gegenseitige Unterstützung stärken ebenfalls die Resilienz. Daher sind neben Beratung und Hilfe durch sozialarbeiterische Unterstützung Räume der Begegnung wichtig, an denen sich Menschen zusammenfinden und austauschen können. Sie können hier Verbündete finden, gegenseitige Unterstützung leisten und Netzwerke knüpfen. Stadtteilzentren oder Arbeitsloseninitiativen sind Orte, die solche Begegnungsräume anbieten. Die nicht fallbezogene, sondern pauschale Förderung dieser Angebote ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass die Angebote allen Menschen offen stehen und sich dort offene Netzwerke bilden können.

Im Rahmen von kreativen Projekten und Angeboten kann Selbstwirksamkeit und Selbstbewusstsein gestärkt werden: beim Malen, Gestalten, Theater spielen, Tanzen oder Musik machen. Tätigkeiten, die Spaß und Freude machen, bei denen sich Menschen begegnen können, sind essentielle Ressourcen zur Stärkung von Resilienz. Sie sind insbesondere wichtig für Menschen mit wenig Geld, die keine Möglichkeiten haben, sich solche Angebote z. B. als Kurs zu finanzieren.

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Stand 04 / 2019