Bauen und Gestalten mit Holz
Holz ist ein wunderbares Material: es ist natürlich uns im Alltag gegenwärtig – ob in seiner natürlichen Form als Baum oder Strauch oder verarbeitet als Möbelstücke, Baumaterial, Dekoration oder Haushaltsutensil. Alle kennen es, viele haben bereits damit gearbeitet: gesägt, gedübelt, genagelt, ein Regal gebaut. Holz ist in der Kunst einer der klassischen Werkstoffe zum Bau von Skulpturen. Aber während die Erarbeitung einer geschnitzten Holz-Skulptur relativ viel bildhauerisches Knowhow voraussetzt, gibt es viele einfache Formen, mit Holz künstlerisch und kreativ tätig zu sein, so dass auch Unerfahrene beim Bau von Holz-Werken in kurzer Zeit tolle Ergebnisse erzielen können.
Holz ist ein ansprechendes Material, ob roh, unverarbeitet oder als bearbeitetes Reststück. Während das weiße Blatt Papier und der Aquarellkasten so manchen Teilnehmer abschrecken mag, bekommen selbst völlig Ungeübte beim Blick auf das Material Lust, etwas daraus zu machen. Holz strahlt Wärme aus, läd ein, inspiriert. Handwerkliche Alltagskenntnisse können angewendet werden, beim Sägen und Hämmern wird der ganze Körper eingesetzt. Holzobjekte können in Einzel- oder Teamarbeit verwirklicht werden.
Ein Holzworkshop kann ergebnisoffen angeboten werden, indem die Teilnehmenden sich aus einem Pool von alten Holzstücken ansprechende Objekte aussuchen und diese weiterverarbeiten. Es kann ein Thema gestellt werden, das mehr künstlerisch und objektbezogen ist, wie zum Beispiel der Bau von Figuren oder Tieren. Aber es können natürlich auch funktionale Objekte wie Regale und Palettensitzbänke für das Stadtteilcafé gebaut werden. Aber es kann auch abstrakt gearbeitet werden. Mit der Arbeitsloseninitiative Gießen e. V. verwirklichten wir zum Beispiel die Wandgestaltung „Mischwald“ aus Holz für die Räume des Landkreis Gießen. Hierzu gestalteten die Teilnehmenden je eine Holzplatte, auf der unterschiedliche Objekte aus befestigt wurden. Bei den abstrakten Objekten, die die Teilnehmenden nach eigenen Ideen verwirklichten, kam es sehr auf die passende Wahl der Formen und Farben an. Gleichzeitig wurden auch handwerkliche Techniken erlernt und angewandt. Genaues Arbeiten mit der Säge, der Einsatz von Rundbohrers und Stechbeitel und grünliches Abschleifen wurden geübt, außerdem arbeiteten einige mit dem Holzbrenner und verstärkten durch Lasieren die Farbkontraste.
Und auch ein inhaltliches Thema wie Teamarbeit kann mit Holz bearbeitet werden, wie z. B. in einer internen Fortbildung für ehrenamtliche Mitarbeiter/innen des Wetzlarer Nachbarschaftszentrum Sielhöfer Aue und der Arbeitsloseninitiative im Lahn-Dill-Kreis e.V.. Hier erarbeiteten die Teilnehmer/innen in kleinen Gruppen Holz-Skulpturen zum Thema Teamarbeit. Dabei ging es zuerst darum, in einem Brainstorming Stichworte zum Thema zusammenzutragen. Die Teilnehmer/innen wählten hieraus Faktoren, die für sie besonders bedeutungsvoll waren und diskutierten diese. Entsprechend der ausgewählten Punkte wurden kleine Gruppen gebildet, die sich an die Erarbeitung einer thematischen Holz-Skulptur machten. Hier waren vielfältige Techniken möglich: Mit Sägen und Astscheren wurde grob geformt, mit Hammer und Nagel, Schnüren und Seilen oder Holzleim wurden Verbindungen hergestellt. Es gab außerdem die Möglichkeit, zu malen oder zu dekorieren. In den Kleingruppen fand nun ganz praktische Teamarbeit statt. Die Teilnehmer/innen brachten ihre Ideen ein, diskutierten sie untereinander und beteiligten sich entsprechend ihrer Fähigkeiten. Während die einen lieber klebten, nahmen andere die Bohrmaschine, wieder andere den Hammer zur Hand. Und wieder andere übernahmen die farbliche Gestaltung und die Feinarbeit.
Die Erfahrungen im Team wurden hinterher reflektiert und ausgewertet. Die unterschiedlichen Herangehensweisen der Kleingruppen wurden verglichen und besprochen. Die gemachten Erfahrungen wurden auf Alltagssituationen in der ehrenamtlichen Arbeit übertragen. Wie wollen wir im Team miteinander arbeiten und was brauchen wir dafür?
Auch in anderen Zusammenhängen habe ich mit Holz-Skulpturen sehr produktive Erfahrungen gemacht, sei es z. B. als kreatives Angebot für Erwerbslose, für Schulkinder oder als Workshop für Führungskräfte im Auftrag einer Unternehmensberatung. Insbesondere Menschen, die viel mit dem Kopf arbeiten, greifen das handwerkliche Arbeiten erfahrungsgemäß freudig und kreativ auf – als sei es ein lang ersehnter Ausgleich zum kopfgesteuerten Denken, Diskutierten und Planen. Aber auch im Zusammenhang mit Landart-Projekten kann Holz in seiner natürlich vorkommenden Form im Wald oder an Stränden sehr schön zur Weiterarbeit anregen und verwendet werden.