Was wäre wenn… ?
Visionen zu einem bedingungslosen Grundeinkommen
Was würdest du tun, wenn du ein gesichertes Einkommen hättest? Das bedingungslose Grundeinkommen bedeutet Geld für alle – als Menschenrecht ohne Gegenleistung! Beim Kultur- und Kreativseminar 2018 entwickelten Langzeiterwerblose ihre Zukunftsvisionen für ein Leben mit bedingungslosem Grundeinkommen.
Zunächst beschäftigte sich die Gruppe inhaltlich mit dem Konzept des bedingungslosen Grundeinkommens. Dieses ist keine Sozialleistung, sondern als Grundrecht für alle konzipiert. Es ist nicht an Hilfebedürftigkeit gekoppelt und vor allem nicht – daher die Bedingungslosigkeit – an eine Gegenleistung in Form von Erwerbstätigkeit. Sowohl arbeitende als auch erwerbslose Arbeitnehmer*innen erhalten es, sich selbst ausbeutende Selbstständige erhalten es genauso wie millionenschwere Privatiers, die ihr Geld für sich arbeiten lassen, Kinder erhalten es gleichermaßen wie ihre Eltern oder Rentner*innen. Ein Grundeinkommen soll bedingungslos jedem Mitglied einer politischen Gemeinschaft die Existenz sichern und gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen. Wer zusätzlich Geld verdient, bezahlt Steuern und finanziert das Grundeinkommen mit.
Was wären, wenn solch ein Grundeinkommen Realität würde? Beim Kulturseminar ging es nun darum, Visionen zu gestalten. Würden sich alle auf die "faule Haut" legen und auf Arbeit verzichten? Oder würden Menschen sich im Gegenteil sogar besser beruflich entwickeln können, weil sie weniger unter finanziellen Druck stünden? Würde das Grundeinkommen Raum und Zeit schaffen, kreativ zu werden, schöpferisch tätig zu sein, sich um Erziehung und Fürsorge zu kümmern, wirklich wichtigen Dingen nachzugehen? Könnte dadurch die Diskriminierung von Arbeitslosen in der Gesellschaft gemildert werden?
Im Seminar hatte jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer nun die Gelegenheit einen persönlichen Geldschein mit seinen Ideen und Wünschen für ein Leben mit dem Grundeinkommen zu gestalten. Mit Schere, Stiften, Farben und Collagenmaterial gingen die Einzelnen nun ans Werk und kreierten Geldscheine mit ihren Visionen für ein Leben mit dem Grundeinkommen. Heraus kam eine bunte Vielfalt von Lebensentwürfen und Geschäftsideen sehr persönlicher Art. Eigene Wünsche und Hoffnungen - oft auch resultierend aus jahrelangem Verzicht - wurden zu Papier gebracht. Vieles davon könnte nicht nur die eigene Lebenssituation verbessern, sondern auch eine Bereicherung für die Gesellschaft sein. So zum Beispiel ein Café-Mobil, eine Animal-Care-Farm oder ein Kulturzentrum. Am letzten Seminartag wurden alle Geldscheine bei einer Ausstellung vor geladenem Publikum und Presse präsentiert.
Das Seminar wurde vom Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau in Kooperation mit der Evangelischen Kirche Kurhessen-Waldeck, Referat Wirtschaft, Arbeit, Soziales und der Katholischen Betriebsseelsorge im Bistum Mainz, Regionalstelle Darmstadt veranstaltet und von Holger Wilmesmeier und mir angeleitet.