Auf den Spuren von Niki de Saint Phalle - Benachteiligte Frauen gestalten Frauenfiguren als Wandgestaltung
Zwei lebensgroße, bunte Frauenfiguren gestalteten die Frauen des Tagestreffs 17 Ost der Diakonie Frankfurt in einem Projekt im Sommer 2011. Viele Frauen, die 17 Ost aufsuchen befinden sich in einer Krise, viele sind schon länger erwerbslos, manche wohnungslos oder haben psychische Probleme. Auslöser dieser Problemlagen sind zum Beispiel die eigene Geschichte mit Gewalterfahrung, nicht bearbeiteter Traumatisierung, Alkohol in Familie, Wohnungslosigkeit oder Langzeitarbeitslosigkeit. 17 Ost hat den Auftrag, diese Frauen zu stabilisieren, aus der Isolation herausholen und sie zu motivieren, doch noch etwas Neues auszuprobieren. Ein Baustein hierzu war ein künstlerisches Projekt im Sommer 2011, veranstaltet mit Bunte Projekte.
Ansatzpunkt des Projektes waren Leben und Werk der Künstlerin Niki de Saint Phalle, die ihre erlebten Gewalterfahrungen künstlerisch verarbeitete und aus dieser Entwicklung bunte, lebendige Frauenfiguren gestaltet hat, die dazu anregen, das Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen. In einem Bildervortrag habe ich die Biographie und Werke von Niki de Saint Phalle vorgestellt und gemeinsam mit den Frauen darüber diskutiert. Dann entwarfen die 12 Teilnehmerinnen mit Öl- und Pastellkreiden, Filz- und Buntstiften eigene Frauenfiguren als Bilder auf Papier. Im Anschluss erzählten die Teilnehmerinnen, wie es ihnen beim Malen ging und was sie mit ihrer Figur ausdrücken wollten. Wir kamen ins Gespräch über Lebenslagen, Erfahrungen und Wünsche.
Gemeinsam wurde überlegt und entschieden, welche der Skizzen als große Wandgestaltung für den Garten realisiert werden sollten. Dabei war es den Frauen wichtig, dass nicht nur eine Figur, sondern zwei verwirklicht werden, die miteinander in Kontakt kommen. Denn sie wollten damit die Kontakt- und Begegnungsmöglichkeit ihres Frauentreffs unterstreichen. Entsprechend der Entwürfe wurden Folien erstellt und die Figuren aus Siebdruckplatten ausgesägt.
Die ausgesägten und grundierten Figuren wurden am Tag der Offenen Tür im September 2011 gemeinsam bunt angemalt. Insgesamt beteiligten sich ca. 15 Frauen an der Realisierung. Dabei dienten die Vorlagen nur als Anregung - jede konnte einen eigenen Bereich nach ihren persönlichen Vorstellungen realisieren. Einige malten lange und ausdauernd, andere steuerten einen nur kleinen künstlerischen Beitrag bei. In einem Folgeworkshop wurden die Konturen gezogen, letzte Nachbesserungen vorgenommen und anschließend die Lackierung bewerkstelligt.
Die wetterfesten Frauenfiguren zieren nun eine Mauer im Garten des Tagestreffs und stellen hier jeden Tag einen bunten Blickfang dar.