Fotoprojekt und Ausstellungen mit Erwerbslosen
Unter dem Motto „Abstellgleis“ fotografieren Teilnehmende aus Projekten der Arbeitsloseninitiative Gießen e. V. Impressionen zurückgelassener Fabrik- und Lagerhallen. Sie setzten sie mit kurzen Texten in Bezug zu ihrer Lebenssituation und möglichen Perspektiven. Daraus entstand eine Fotoausstellung mit 60 Motiven und Textfragmenten. Sie wurde bislang im Jokus Gießen, im Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der EKHN Mainz und im Rathaus der Stadt Gießen und auf dem Kinder- und Jugendbauernhof der IJB "die Hardtgärten" gezeigt.
Auf den Fotos sind brach liegenden Überreste von Produktionsstätten in Gießen und Umgebung zu sehen: leere Hallen, stillgelegte Maschinen, übrig gelassenes Baumaterial, abgeknipste Stromanschlüsse, Bürostühle, Haufen mit Akten… Das Kapital und die Gewinnschöpfung sind weitergezogen und hinterlassen ihre Spuren. Verlassen stehen Hallen im Gelände, liegen Materialien auf Halden und verrotten. Sie werden nicht mehr gebraucht. Was ist mit den Menschen, die hier gearbeitet haben? Ähnlich geht es ihnen, nachdem sie entlassen wurden. Auch sie fühlen sich zurückgelassen, weggeworfen, aufs Abstellgleis gestellt. Das Kapital und die Gesellschaft haben scheinbar keine Verwendung mehr für sie. Anhand der Bilder dokumentierten die Teilnehmenden die Lebenssituation mit "Hartz IV".
Aber auch Lösungen und Perspektiven wurden erarbeitet und diskutiert, wie das bedingungslose Grundeinkommen oder die Erhöhung des Mindestlohns. Anhand der Restaurierung und Umwidmung des Ludwig-Schneider-Geländes in Gießen in eine Kinder- und Jugendfarm durch die Gesellschaft für Integration, Jugend und Berufsbildung gGmbH (IJB) wird praktisch und fotografisch gezeigt, wie Menschen verlassene Gelände wieder ins Leben zurückholen und Menschen durch Beschäftigung wieder sinnstiftend tätig werden.
Das Projekt wurde gefördert von Stiftung Anstoß, der Katholischen Betriebsseelsorge Oberhessen, des Zentrums Gesellschaftliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und attac Gießen. Es wurde unterstützt von der Stadt Gießen, der IJB Gießen, dem Jokus Gießen und des DGB Mittelhessen. Die Ausstellung wurde in verschiedenen Zeitungen und im Hörfunk vorgestellt und schaffte es sogar bis in die Hessenschau. Der Fotokatalog kann in der Arbeitsloseninitiative Gießen e. V. abgeholt werden. Hier finden Sie auch weitere Informationen zum Projekt.
Wir freuen uns auf eine erneute Ausstellung in der Kfz-Zulassungsstelle des Landkreis Gießen im November 2022.
Bilder auf dieser Seite: Amir Motearefi, Martina Bodenmüller, Ralf Drölle u.a.