Partizipation

Teilhabe von Kindern und Jugendlichen verwirklichen

Verlassenes und bekritzeltes Spielpferd im Stadtteil Partizipation ist weit mehr als nur eine situative Beteiligung, die ein Mitentscheiden oder Mitwirken mit einer gewissen Beliebigkeit einmal zulässt und dann wieder nicht. Die Grundhaltung für partizipative Prozesse ist, Kinder und Jugendliche als Expert*innen in eigener Sache zu sehen. Ausgeschlossen von der Teilhabe an politischen Prozessen wie Wahlen, sind die Mitwirkungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche von vorne herein eingeschränkt. Umso wichtiger ist es, dass sie in den Lebensbereichen, in denen sie mitwirken können, und an den Belangen, die sie betreffen, tatsächlich beteiligt werden.

Das Kinder- und Jugendhilfegesetz schreibt in § 8 vor, dass "Kinder und Jugendliche entsprechend ihrem Entwicklungsstand an allen sie betreffenden Entscheidungen der öffentlichen Jugendhilfe zu beteiligen" sind. Aber auch Schulen und Kindergärten könnten Kinder und Jugendliche viel mehr als Expert*innen ihrer Situation sehen und weitaus mehr Partizipation verwirklichen. Auch wenn vorher eventuell eine Befragung stattfindet, werden Kinder und Jugendliche an den Entscheidungen, die ihren direkten Lebensraum betreffen, immer noch nicht ausreichend beteiligt. Kein Wunder, wenn ein am Schreibtisch eines Planungsbüros entstandener Spielplatz nachher gar nicht oder ganz anders genutzt wird als vorgesehen. Oder gar von den Nutzer*innen zum Beispiel mittels Graffiti umgestaltet wird. 

Durch eine Beteiligung an der Planung und Ausgestaltung von Plätzen und Einrichtungen eignen sich insbesondere Kinder und Jugendliche ihre Umgebung an. Sie gestalten ihren Lebensraum aktiv mit und werden ihn, wie Untersuchungen zeigen, auch aufmerksamer behandeln und benutzen als eine fremdbestimmte, vielleicht gegen ihre Bedürfnisse gerichtete Umgebung. Darüber hinaus kann eine aktive Beteiligung auch dazu führen, dass Kinder und Jugendliche Regeln, die sie selbst mit aufgestellt haben, eher einhalten und Projekte, an denen sie von Anfang an aktiv beteiligt waren, in ihrer Umsetzung engagiert mitverwirklichen.

Dabei hat Beteiligung auch immer mit der Abgabe von Macht und Führung zu tun und mit dem Zutrauen in die Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen. Diese müssen natürlich zunächst einmal lernen, mit der neuen Macht, die sie erhalten, umzugehen. Dafür brauchen sie die aktive Unterstützung durch Erwachsene.

Bei der Realisierung solcher Beteiligungsprojekte gilt es, an den Wünschen und Kompetenzen der Kinder und Jugendlichen anzusetzen. Dabei müssen unterschiedliche Alters- und Interessensgruppen mit ihren Bedürfnissen in den Blick genommen werden. Kinder haben andere Bedürfnislagen und Interessen als Jugendliche, Mädchen andere als Jungen. Gerade geschlechtsspezifische Aspekte sollten besondere Berücksichtigung finden. Insbesondere der öffentliche Raum ist noch immer vorrangig "männliches Territorium", so dass es oft notwendig ist, ein besonderes Augenmerk auf die Bedürfnisse von Mädchen zu legen, damit diese nicht übersehen werden.Karte aus Planungswerkstatt mit Kindern und Jugendlichen

Bei der Verwirklichung von Beteiligungsprojekten sollten Praxisnähe, zeitnahe Bezüge, direkte und kurze Wege im Vordergrund stehen. Räumliche Überschaubarkeit und persönliche Kontaktmöglichkeiten sind Voraussetzung, daher ist eine Einbindung in Stadtteilarbeit für das Gelingen maßgeblich. Methoden wie Zukunfts- und Planungswerkstätten eignen sich dabei meiner Erfahrung nach sehr gut, um Ideen für Veränderungen zu sammeln, Bedürfnisse und Befürchtungen angstfrei zu äußern. Dabei sind insbesondere kreative Einheiten geeignet, um die Phantasie anzuregen und nichtsprachlichen Aspekten Raum zu geben. Mit Hilfe von Stadtteilbegehungen und Stadtteilspielen können mit Kindern und Jugendlichen Probleme und Veränderungswünsche in ihrem Sozialraum aufgearbeitet werden und Ideen für Umgestaltungen entwickelt werden.

Je langfristiger Beteiligungskonzepte angelegt sind, desto erfolgreicher sind sie meistens. Das heißt, dass eine einmalige Veranstaltung in der Regel nicht ausreicht, um die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen "abzufragen" und dann die Konzipierung des Sportplatzes an ein Planungsbüro zu geben. Vielmehr ist eine kontinuierliche Einbeziehung der betroffenen Mädchen und Jungen, aber auch der beteiligten Erwachsenen über einen längeren Zeitraum hinweg sinnvoll. Für die Realisierung von Partizipationsprojekten bedarf es außerdem eines größeren Teams oder Netzwerkes und einer Zusammenarbeit verschiedener Akteure im jeweiligen Sozialraum.Planungswerkstatt mit Kindern und Jugendlichen

Als Diplom-Pädagogin biete ich meine Mitarbeit in solchen Beteiligungsprojekten an, die zum Ziel haben, Kinder, Jugendliche und Erwachsene in die Ausgestaltung von Plätzen und Einrichtungen aktiv einzubeziehen. Dies kann bereits bei der Konzeptentwicklung für ein solches Projekt beginnen, bei dem bislang noch alle Möglichkeiten offen sind, aber auch für die konkrete Gestaltung von Zukunfts- oder Planungswerkstätten, Stadtteilbegehungen, Interviews und kreativen Einheiten, bei denen Phantasien entwickelt, Wünsche festgehalten und Pläne geschmiedet werden. Oder auch um laufende Projekte durch neue Ideen und kreative Einheiten aufzufrischen oder konkrete praktische Projekte mit den Zielgruppen umzusetzen.

Stand: 07/2016